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„In autoritären Regimen sind wir oft das einzige Fenster zur Außenwelt“

Neue Intendantin der Deutschen Welle, Barbara Massing, zu Gast im Ambassadors Club
October 3, 2025
October 3, 2025
Barbara Massing (m.) erläuterte Berlins Diplomaten die Deutsche Welle, eingeladen vom Ambassadors Club und seiner Präsidentin Mania Feilcke-Dierck (l.) und Vizepräsident Martin Hoeck (Fotos: filum rubrum fotografie / Andrea Johlige)

Barbara Massing trat am 1. Oktober 2025 ihr Amt als Intendantin der Deutschen Welle an. Unmittelbar vor der Übergabe von Peter Limburg, der zwölf Jahre lang den Auslandssender geleitet hatte, gelang es dem Ambassadors Club, die neue Chefin zum Austausch mit Botschaftern zu gewinnen.

Das Thema „Freie Medien unter Druck – Europas Verantwortung in Zeiten globaler Zensur“ stieß bei den vierzig Diplomaten, die der Einladung ins Waldorf Astoria Berlin gefolgt waren, auf großes Interesse. Die neue DW-Intendantin sprach über die Unabhängigkeit staatlicher Medien, über die Herausforderungen für Journalisten in Krisengebieten, aber auch über die Notwendigkeit von mehr Berichterstattung über positive Geschichten.

„In autoritären Regimen sind unsere Sendungen oft das einzige Fenster zur Außenwelt“, betonte Massing. „Wir informieren nicht nur – wir stärken auch. Wir liefern Informationen mit Journalismus, der Vertrauen schafft, anstatt Spaltung zu säen.“ 

„Gefährliches Vakuum“

Der Bedarf an unabhängigem Journalismus durch internationale Sender wie die Deutsche Welle, BBC World Service und France Médias Monde sei umso größer, je mehr sich internationale Partner zurückzögen. Die kürzlich erfolgte Streichung der Mittel für die US-Agentur für Globale Medien habe ein gefährliches Vakuum geschaffen. Massing spielte damit auf die drastischen Maßnahmen an, die US-Präsident Donald Trump kurz nach Beginn seiner zweiten Amtszeit verfügt hatte. Die United States Agency for Global Media (USAGM), deren Sender wie die Deutsche Welle nur im Ausland zu empfangen waren, war eine eigenständige Behörde der US-Regierung. Trump kürzte das Budget so stark, dass nur noch rund 15 Prozent der Belegschaft bleiben konnten. 

Vierzig Diplomaten folgten der Einladung ins Waldorf Astoria, um Barbara Massing zu hören – kurz bevor sie die Intendanz der Deutschen Welle übernahm

„In Zeiten globaler Zensur ist es keine Option, tatenlos zuzusehen“, fügte Massing hinzu. „Europa muss handeln – nicht parteiisch, sondern prinzipientreu. Unsere Reaktion muss klar und konsequent sein und auf Transparenz und dem grundlegenden Menschenrecht auf Zugang zu Informationen beruhen.“

Eingeladen hatte der Ambassadors Club unter Präsidentin Mania Feilcke-Dierck und Vizepräsident Martin Hoeck. 

Die Deutsche Welle wird direkt vom Bund und nicht durch den Rundfunkbeitrag finanziert. Die rund 400 Millionen Euro pro Jahr kommen aus dem Haushalt des Beauftragten für Kultur und Medien. Die DW liefert Programmangebote in rund dreißig Sprachen. Ein 24-Stunden-Programm gibt es auf Deutsch, Spanisch und Arabisch. Außerdem betreibt die DW im Auftrag des Auswärtigen Amtes Medientraining für angehende Diplomaten. 

Barbara Massing ist die erste Frau an der Spitze des Auslandssenders, in dem sie seit 2006 arbeitet. Anfangs war sie mit Strategieplanung beschäftigt, 2014 wurde sie Verwaltungsdirektorin und im vergangenen Juni zur Intendantin per 1. Oktober gewählt. 

red.