Da haben sich zwei Museumsverbünde zusammengetan, mit wechselseitiger Neugier auf die Schätze des jeweils anderen sich gegenseitig besucht und in dem jeweils anderen Land die eigenen Kostbarkeiten präsentiert. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, ein Verbund von 15 Museen mit einem Sammlungsspektrum von der Antike bis in die Gegenwart, und das Koreanische Nationalmuseum, ebenfalls ein Verbund aus mehreren Museen an verschiedenen Standorten. So weit weg voneinander und sich doch so nah.
Die gemeinsame Arbeit begann im Jahr 2017. In der Ausstellung „The Dream of a King“ zeigten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden damals im Koreanischen Nationalmuseum in Seoul und im Gwangju Nationalmuseum ausgesuchte Meisterwerke aus dem Grünen Gewölbe, der Rüstkammer und der Porzellansammlung vor großformatigen fotografischen Ansichten der barocken Schauwände des Historischen Grünen Gewölbes sowie gezeichneten Wandaufrissen nach den Vorstellungen König Augusts, des Starken. Der Betrachter konnte so einen lebendigen Eindruck vom Traum des sächsischen Königs gewinnen, seinen Hof als barockes Gesamtkunstwerk bis nach Ostasien ausstrahlen zu lassen.
Jetzt, 2025, stattet das Koreanische Nationalmuseum seinen Gegenbesuch in Dresden ab mit der Ausstellung „100 Ideen von Glück. Kunstschätze aus Korea“, der ersten Überblicksausstellung koreanischer Kunst in Deutschland seit einem Vierteljahrhundert.
Rund 180 hochrangige Werke aus Korea sind im Dresdner Residenzschloss zu sehen: wertvolle Grabbeigaben, kostbarer Schmuck, königliche Gewänder und exquisites Porzellan aus mehr als 1.500 Jahren koreanischer Geschichte.
Goldschatz zum ersten Mal im Ausland
Manche von ihnen, so auch die berühmte Silla-Goldkrone aus der antiken Stadt Geumgwanchong, haben Korea zum ersten Mal verlassen. Und der Rahmen, in dem diese bedeutenden Zeugnisse königlicher Hofkultur gezeigt werden, ist atemberaubend schön – und passend: Die Paraderäume des Dresdner Residenzschlosses.
Das prachtvolle Fest-Appartement im Westflügel des Schlosses hatte August der Starke anlässlich der Vermählung seines Sohnes Friedrich August mit der Kaisertochter Maria Josepha im Jahr 1719 fertigstellen lassen. So berichtet es Marius Winzeler, der Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer in seinem Vorwort zum Katalog. Zum Zeitpunkt der Ausstellungseröffnung war er zudem Kommissarischer Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Die Ausstellung „100 Ideen von Glück“ vermittelt vielerlei Vorstellungen von Glück: von der inneren Stärke über die reine Lebensfreude bis hin zum Wunsch nach ewigem Leben, nach Frieden im Dies- und Jenseits. Dass dieser Leitgedanke der Ausstellung jeden Besucher und jede Besucherin erreicht, ist den beiden Kuratorinnen Claudia Brink und Sojin Baik zu verdanken, die auch für den informativen Katalog verantwortlich sind.
Sachsen und Korea voll Technologie und Kunst
Bei der Eröffnung war auch Koreas Botschafter Sang-beom Lim anwesend, unmittelbar nach seinem Treffen mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Niemand darf sich wundern, dass sich der koreanische Botschafter für Sachsen interessiert. So technologie- und innovationsaffin die Menschen in Korea sind, so begeistert sind viele von ihnen auch für die Schätze der Kultur. Und in beiden Bereichen spielt Sachsen ganz oben mit.
Doch was wissen wir eigentlich von Korea, dem Land, das sich nach dem Koreakrieg mit atemberaubender Geschwindigkeit und unter mancherlei Opfern von einem der ärmsten Länder der Welt zu einer der zwanzig erfolgreichsten Wirtschaftsnationen dieser Erde entwickelt hat? Wir nutzen koreanische Smartphones, fahren koreanische Autos, schauen auf koreanische Bildschirme, essen immer öfter Kimchi und andere koreanische Speisen, die Jüngeren von uns sind K-Pop-Fans und kaufen koreanische Kosmetika.
Aber was wissen wir von der Geschichte und den Kunstschätzen und damit von der Seele dieses Landes und seiner Menschen? Die Ausstellung lässt uns ein Stück weit hineinschauen, präsentiert Ideen von Glück in Gestalt der koreanischen Kunstschätze und lässt erkennen, wie fragil „Glück“ ist. Das Zerbröseln der vertrauten, jahrzehntelang funktionierenden Sicherheitsarchitekturen bildet das Hintergrundrauschen der Ausstellung.
Auf schwere Zeiten folgt das Glück
Koreanische Freunde rieten mir, die hier gezeigten Kunstwerke auch unter dem Aspekt „Gójin Kam nä“ (苦盡甘來) zu betrachten. „Gójin Kam nä“ bedeutet: Nach schweren Zeiten folgt das Glück. Korea habe in seiner Geschichte immer wieder und auf vielfältige Weise gelitten – und eben dieses Leiden sei eine der Wurzeln der großartigen koreanischen Kultur des Glücks.
Ein Besuch der Ausstellung tut gut – in Zeiten, in denen wir erfahren, wie zerbrechlich das Leben und das Glück ist. Sie ist noch bis zum 10. August 2025 zu sehen. Ein Muss!