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Libysches Nationalmuseum nach 14 Jahren wiedereröffnet

Kulturdiplomatie: Gipfeltreffen der arabischen Botschafter in Berlin
December 13, 2025
December 13, 2025
Pompöse Eröffnungszeremonie in Libyens Hauptstadt Tripolis: Das Nationalmuseum als kulturelles Herz des Landes (Screenshot)

Es war ein Gipfeltreffen fast aller arabischen Botschafter in Berlin und ein hochkarätiges Event der Kulturdipolomatie: Die Eröffnungszeremonie des Nationalmuseums in Tripolis, die im Divan, dem Arabischen Kulturhaus, live übertragen und gefeiert wurde.

Der Star des Museums ist die Mumie eines 5.400 Jahre alten Kindes, die älteste Mumie Afrikas (Foto: Nationalmuseum) 

Libyens Botschafter Jamal Ali Omar El-Barag hatte am Freitag dazu eingeladen – und war sichtlich stolz, dass die älteste Mumie Afrikas in diesem Museum beherbergt ist: Der Star der Ausstellung ist die Uan Muhuggiag Mumie. Es handelt sich um ein Kind, das vor 5.400 Jahren gelebt hat, also etwa im Jahre 3446 Jahre vor Christus. Der Fund sagt den Archäologen viel aus: Die Kunst des Mumifizierens war in der Sahara schon damals bekannt – etwa ein Jahrtausend früher, als es vom Niltal bekannt ist. 

Das Nationalmuseum in Tripolis war 14 Jahre wegen Totalrenovierung geschlossen. Nun sind die Pforten ins Museum und damit in die Historie der arabischen Identität wieder geöffnet. Die Zeremonie wurde nicht nur im Divan in Berlin-Zehlendorf übertragen und gefeiert, sondern auch in Rom, London und Paris.

Das Museum ist im historischen Roten Schloss (auf Arabisch: Assaraya al-Hamra) in der Medina von Tripolis untergebracht, einem der bedeutendsten Architekturkomplexe der libyschen Hauptstadt und wichtiges Wahrzeichen der libyschen Geschichte. Das Gebäude ist osmanischen Ursprungs und überdauerte alle politischen und kulturellen Epochen. Zum Museum wurde es während der italienischen Kolonialzeit.

Gastgeber Libyens Botschafter Jamal Ali Omar El-Barag bei seiner Ansprache im Divan (Foto: Kwak)

Es zeigt archäologische Sammlungen aus der Vorgeschichte über die punisch-phönizischen, griechischen und römischen Phasen Libyens bis hin zu byzantinischen, berberischen, islamischen und mediterranen Einflüssen und der modernen Epoche.

Seit dem Konflikt von 2011 – Bürgerkrieg im Zuge des Arabischen Frühlings war das Museum geschlossen. Grund dafür waren die Instabilität des Landes, schwere Schäden sowie Sicherheitsprobleme. Nach langjähriger Restaurierung, größtenteils durch türkische Techniker, strahlt das Museum nun als kulturelles Herz Libyens, wie in den offiziellen Ansprachen gelobt wurde.

Für Libyens Premierminister Abdulhamid Dabaiba sind die Wiedereröffnung des Nationalmuseums und die Rückgabe des Roten Schlosses an die Öffentlichkeit ein Symbol für die Stabilisierung des Landes und ein wichtiger Schritt zur Außendarstellung. Die Zeremonie vom Freitag sollte auch die internationale Zusammenarbeit und den Kulturtourismus neu beleben. 

Der Islamwissenschaftler Prof. Claus Peter Haase, ehemaliger Direktor des Museums für Islamische Kunst in Berlin und Beiratsmitglied des Divan, unterstrich in seiner Rede, wie ein reiches Kulturerbe das beste Medium sei, um Aufmerksamkeit für ein Land zu gewinnen. 

Ewald König

Libyens Ministerpräsident sprach vor seinen Festgästen in Tripolis und zu den Gästen, die via Livestream dabei waren (Screenshot)

Prof. Claus Peter Haase, Mitglied des Beirats im Divan, betonte die Bedeutung aus der Sicht des Islamwissenschaftlers (Foto: Kwak)