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Golf-Konferenz setzt auf neue Wege bei der Flüchtlingsintegration

Richtige Kommunikation in Zeiten globaler Krisen: diplo.news berichtet vom International Government Communication Forum der VAE
September 11, 2025
September 11, 2025

Von Ralf Krüger, Schardscha

Kommunikationsexperten aus aller Welt kamen in Schardscha (VAE) zusammen. Foto: IGCF 2025

Insgesamt 122 Millionen Menschen sind nach Schätzungen weltweit von Flucht und Vertreibung betroffen. Allein im Sudan-Konflikt - der öffentlich bisher kaum beachteten größten humanitären Katastrophe weltweit - sind laut den Vereinten Nationen knapp 25 Millionen Menschen von akutem Hunger bedroht. Wie gehen die Aufnahmeländer mit diesen Flüchtlingen um und welche Konzepte waren bisher die erfolgversprechendsten bei deren Integration? Eine Antwort darauf versuchte eine am Donnerstag zu Ende gehende zweitägige Konferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zu geben, die in der Stadt Schardscha unter anderem die Arbeit des UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR bewertete. UNHCR-Sprecher Khaled Kabbala sprach auf dem “International Government Communication Forum” (IGCF) von einer enormen humanitären Herausforderung durch die Zunahme der globalen Flüchtlingsbewegungen.

"Allein im vergangenen Jahr hatten wir 40 größere Krisen zu bewältigen - es ist enorm wichtig, den geflohenen Menschen eine neue Perspektive zu geben”, erklärte er. Angesichts der sich intensivierenden Konflikte komme einer inklusiven und nachhaltigen Integrierung der geflohenen oder vertriebenen Menschen größte Bedeutung zu. Dabei könnten neben modernen Technologien und starken Kommunikationspartnern auch die sozialen Medien eine große Rolle spielen, hieß es von anderen Gastrednern. Sie könnten die gesellschaftliche Akzeptanz durchaus fördern und Aufmerksamkeit für die Flüchtlinge generieren. Wichtig sei auch die Möglichkeit für eine zügige Weiterbildung der vertriebenen oder geflohenen Menschen, um sie wieder ins Arbeitsleben ihrer Aufnahmeländer zu integrieren. Das gelte gerade auch im digitalen Bereich. Kabbala: "Alles, was die Flüchtlinge brauchen, ist Hoffnung, um sich aus der Armut zu befreien und dann auch zum Wohlstand in den Aufnahmeländer beizutragen." Gefragt seien daher neue, kreative Ansätze.

Die Konferenz ging zudem der Frage nach geeigneter Kommunikation in Zeiten globaler Krisen wie Corona oder anderen humanitären Herausforderungen nach. Gerade in Krisenzeiten gehe es dabei auch um Transparenz. "Entscheidungen zu treffen erfordert Dialog und den Aufbau von Vertrauen", betonte der stellvertretende Herrscher von Schardscha, Sultan bin Ahmed Al Quasimi gleich zur Eröffnung. Bei der Konferenz wurde von mehreren Rednern zudem die Notwendigkeit offener, Fakten-basierter Kommunikation betont, um Ängste in der Bevölkerung abzubauen sowie Gerüchten und Misinformation entgegenzuwirken. Dabei könne auch der Einsatz von Daten-Analyse durch Künstliche Intelligenz (KI) hilfreich sein.

Das Treffen war überschattet von Israels Angriff auf ein Wohngebäude von Hamas-Offiziellen im benachbarten Golfstaat Katar. Obwohl es bei dem Treffen selbst keine Reaktion dazu gab, beherrschte es am Rande die Diskussionen. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) versuchen bereits seit längerem, sich im Wettstreit der Großmächte als eine Art Vermittler zu profilieren und zeitgleich durch ihre staatliche Unternehmen ihren wirtschaftliche Präsenz vor allem auch auf dem Nachbarkontinent Afrika auszubauen. Nachdem sie China schon im vergangenen Jahr als größten Geldgeber für neue Business-Projekte in Afrika überholt haben, legten sie im vergangenen Monat mit Investmentzusagen in Höhe von insgesamt 105 Milliarden Dollar für mehrere afrikanische Länder noch einmal kräftig nach.