
Kroatien und Deutschland haben eine Vereinbarung zur Lieferung von 44 Leopard 2A8, Kampfpanzern der neuesten Generation, unterzeichnet. Damit würden die Streitkräfte der Nato-Verbündeten noch nahtloser und effizienter vernetzt, sagte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei einer Pressekonferenz mit dem kroatischen Regierungschef Andrej Plenkovic am Mittwoch in Berlin. Kroatien betrachte die Lieferung der Panzer als ein wichtiges Mosaikteil für den Umstieg auf westliche Technologie. Sein Land bemühe sich, seinen Beitrag zur Friedenssicherung in Europa zu leisten, unter anderem um die Hilfen für die Ukraine und den Verteidigungsetat. Kroatien als jüngstes Mitglied bemühe sich dabei mit älteren EU-Mitgliedsländern Schritt zu halten.
Mit Blick auf die Ukraine-Friedensverhandlungen forderte Merz mehr Druck auf Russland, um es zu ernsthaften Verhandlungen zu bewegen. Dazu gehörten weitere Sanktionen und als größter Hebel das eingefrorene russische Vermögen - das Europa für den Wiederaufbau der Ukraine nutzen will. Kroatien unterstütze grundsätzlich diesen Prozess, sagte Plenkovic, allerdings müsse die Vorgehensweise so rechtlich nachhaltig sei, dass die EU als Finanzplatz nicht in Verruf gerate. Die Bedingungen für ein Abkommen müssten für die Ukraine annehmbar sein, Europa unbedingt am Verhandlungsprozess beteiligt sein, hatte er zuvor bei bei einer Rede vor der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin betont.
In diesem Vortrag hob der langjährige kroatische Regierungschef zugleich das große Potential der Zusammenarbeit mit Deutschland besonders im Bereich Verteidigung aber auch im Energiesektor hervor. Deutschland sei der viertgrößte Investor in Kroatien, das Handelsvolumen habe rund neun Milliarden Euro erreicht. „Wir müssen mehr tun, um Europas strategische Autonomie zu stärken“, forderte Plenkovic und wies auf die Steigerung der eigenen Verteidigungsausgaben hin. So soll der Verteidigungshaushalt Kroatiens bis 2027 auf 2,5 Prozent und bis 2030 auf drei Prozent steigen. Die nächsten Investitionen sollen seinen Worten zufolge in die Marine fließen, finanziert aus Teilen des EU-Rüstungsprogramms SAFE (Security Action for Europe). Mit SAFE will die EU die gemeinsame Beschaffung von Rüstungsgütern und die europäische Rüstungsindustrie fördern. Der Fonds enthält rund 150 Milliarden Euro. Zudem werde im Januar nächsten Jahres, so der Regierungschef, ein militärisches Ausbildungsprogramm für 19-Jährige Kroaten beginnen. Im Gegensatz zu Deutschland hat Kroatien inzwischen die 2008 suspendierte Wehrpflicht für Männer wieder eingeführt. Die Grundausbildung dauert zwei Monate.

Die kroatischen Streitkräfte stehen vor einer umfassenden Modernisierung und Ausrüstung. Die letzten vier großen Beschaffungsvorhaben – Leopard-Panzer, Caesar-Haubitzen, Tatra-Militärfahrzeuge und Systeme zur Drohnenabwehr – haben nach Angaben aus diplomatischen Kreisen Kroatiens einen Gesamtwert von rund zwei Milliarden Euro. Die deutschen Panzer sollen zwischen 2028 und 2030 geliefert werden. Der Vertrag umfasse auch Simulatoren, Ersatzteile sowie die logistische Unterstützung im Wert von insgesamt 1, 15 Milliarden Euro. Die Finanzierung erfolge ebenfalls aus SAFE-Mitteln. Der Leopard 2A8 gilt als derzeit modernster Kampfpanzer auf dem Markt, der mit Hilfe von Radarsensoren Panzerabwehrgeschosse abfangen kann. Das Bundesverteidigungsministerium will laut den Angaben eine gemeinsame Beschaffung für Norwegen, Tschechien, Litauen, die Niederlande und Kroatien durchführen, um kürzere Lieferfristen und günstigere Preise zu ermöglichen.
Kroatien unterstütze alle Anstrengungen in Sachen Eigenständigkeit Europas, „damit die EU nicht nur Krisen übersteht sondern auch ihre eigene Zukunft gestaltet“ , sagte Plenkovic. Der ehemalige Diplomat, seit 2016 Premierminister und Mitglieder der konservativen, christlich-demokratischen HDZ, reiste mit einer großen Wirtschaftsdelegation in die Bundeshauptstadt, wo auch ein deutsch-ukrainischer Wirtschaftsdialog stattfand. Die rund 500 000 kroatischstämmigen Deutschen, eine der größten Diasporagruppen im Land, gehörten zum „Team Croatia“ und könnten ein starkes Bindeglied für die wirtschaftliche Zusammenarbeit beider Länder sein. gd