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„Mehr Empathie für das Leiden der anderen Seite“

Die Diplomatin Anna Bartels eröffnet Arabische Buchmesse in Berlin / Plädoyer für mehr Schutz der Gaza-Bevölkerung
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November 14, 2024
August 31, 2024
Diplomatie und Literatur: Anna Bartels (AA) mit dem bekanntesten Satiriker des arabischen Raums, Mamdouh Hamada (li.), und dem Direktor des Divan, des Arabischen Kulturhauses, Dr. Lorans Al-Hennawi (re.) auf der Arabischen Buchmesse in Berlin (Foto: diplo.news/König)

Die Zivilbevölkerung in Gaza müsse unbedingt besser geschützt werden, sagte die Beauftragte für Auswärtige Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Anna Bartels, bei der Eröffnung der Arabischen Buchmesse in Berlin vergangenen Freitag. Sie plädiert für mehr Empathie für das Leiden der jeweils anderen Seite.

Anna Bartels kennt sich in der arabischen Welt aus. Als Tochter eines Diplomaten wurde sie im Libanon geboren und wuchs in Syrien, Ägypten und Jordanien auf. Nach dem Studium war sie in Palästina tätig. So konnte sie Teile ihrer Eröffnungsrede auf der Arabischen Buchmesse auf Arabisch halten. 

Katastrophale Lage

Fast ein Jahr sei der brutale Angriff der Hamas auf Israel her, fast ein Jahr dauere die militärische Auseinandersetzung in Gaza schon an. Die humanitäre Lage sei katastrophal. Auch die regionalen Spannungen verstärkten sich.

„Alle Bemühungen um einen Waffenstillstand waren bisher vergebens. Dabei ist es unbedingt notwendig, dass die Zivilbevölkerung in Gaza besser geschützt werden muss.“ Auch die zahlreichen israelischen Geiseln müssten endlich freigelassen werden. 

Neuer Friedensprozes

Politisch setze sich die Bundesregierung für eine Zwei-Staaten-Lösung ein. „Die Region braucht einen neuen Friedensprozess, der es beiden – Israelis und Palästinensern gleichermaßen – erlauben wird, in Frieden und in Sicherheit nebeneinander zu leben, in zwei unabhängigen Staaten.“

Angesichts der gewaltigen Leids in der Region wirke es wie eine Zumutung und Überforderung, der Kultur eine friedensstiftende Rolle zuzuschreiben. Aber Literatur könne ein Werkzeug des Friedens sein. Dieses Werkzeug könne Verständnis und Empathie für das Leiden der jeweils anderen Seite schaffen. 

„Das Leid der anderen sehen“

Bartels zitierte ihre Chefin, Außenministerin Annalena Baerbock – „Ich bin fest überzeugt davon, dass es uns alle sicherer macht, wenn wir das Leid der anderen sehen, wenn wir die Bedürfnisse der anderen berücksichtigen“ – und ergänzte: „Diese Verpflichtung zu Dialog und Verständigung zwischen Europa und der arabischen Welt haben auch wir.“ Dieser Anspruch sei die Grundidee der deutschen Außenpolitik und der Auswärtigen Kulturpolitik. 

Die Diplomatin sieht in der Arabischen Buchmesse „ein faszinierendes Instrument“. Die Literatur bringe über Grenzen hinweg die Menschen zusammen und schaffe einen Raum für Dialog. Dies helfe, „uns in die Gefühlswelt und Denkweise anderer Menschen hineinzuversetzen“. Das sei gerade jetzt wichtig, da die Welt so sehr von geopolitischen Verwerfungen und grausamen Konflikten geprägt sei. 

Als Diplomatin müsse sie sich den Realitäten stellen, um Brücken bauen zu können. „In kaum einem anderen Konflikt sind die Realitäten so grausam und die Hoffnung auf Brücken so fern wie im Nahen und Mittleren Osten.“ 

ekö