Suchen

diplo.news

News and Views on Foreign Relations and Diplomacy

diplo.news

Scharfe internationale Verurteilung von Israels Luftangriffen auf Katar

Wadephul: „Inakzeptabel“ / Katar: „Destabilisierung wird nicht toleriert“ / Merz telefoniert mit Emir
September 10, 2025
September 9, 2025
Doha am Dienstag: Rauchwolken nach dem israelischen Angriff (Screenshot)

Bundeskanzler Friedrich Merz führte am späten Dienstagabend ein Telefongespräch mit dem Emir von Katar, Scheich Tamil bin Hamid Al Thani. Er würdigte erneut Katars Vermittlungsbemühungen um einen Waffenstillstand in Gaza und die Freilassung der Hamas-Geiseln. Die Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität Katars durch den israelischen Angriff sei nicht akzeptabel. Der Krieg dürfe sich nicht auf die gesamte Region ausweiten.

Zum Angriff Israels in Doha erklärte auch Deutschlands Außenminister Johann Wadephul Dienstag Abend: „Der Angriff Israels in Doha verletzt nicht nur die territoriale Souveränität Katars, sondern gefährdet auch unser aller Bemühungen zur Freilassung der Geiseln. Dieser Schlag ist inakzeptabel.“

 

Telefonat mit Israels Außenminister Gideon Sa’ar

 

Der Außenminister betonte: „Ich bin in größter Sorge um das Leben und die Sicherheit der Geiseln in den Händen der Hamas, darunter auch deutsche Staatsangehörige. Dies habe ich meinem israelischen Amtskollegen Gideon Sa’ar gegenüber in einem Telefonat zum Ausdruck gebracht.“

 

Deutschland dankt Katar ausdrücklich für seine Rolle

 

Wadephul in seiner Erklärung: „Katar spielt eine entscheidende Rolle bei den Bemühungen um einen Waffenstillstand und um die Freilassung der Geiseln. Meinem katarischen Kollegen Sheikh Mohammed habe ich meine Solidarität sowie meinen Dank und meine Anerkennung für diese Bemühungen ausgesprochen.“

Er betonte: „Ich rufe dringend dazu auf, jetzt alles dafür zu tun, dass es endlich zu einem Waffenstillstand kommt und die Geiseln zu ihren Familien zurückkehren können.“ Dabei sei weiter klar: „Es ist an Hamas, die Waffen niederzulegen und den Terror gegen den Staat Israel aufzugeben. Auch die aktuelle Eskalation ist ein Ergebnis des abscheulichen Terrorangriffs der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023.“

 

 

Katar: Verurteilung aufs Schärfste

 

Der Staat Katar verurteilt „den feigen israelischen Angriff aufs Schärfste“. Der Angriff habe auf Wohngebäude abgezielt, „in denen sich mehrere Mitglieder des Politbüros der Hamas in der katarischen Hauptstadt Doha aufhielten“.

 

In der offiziellen Stellungnahme aus Doha von Dienstagabend heißt es: „Dieser kriminelle Übergriff stellt eine eklatante Verletzung sämtlicher internationaler Gesetze und Normen dar sowie eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit und das Wohlergehen der katarischen Bürger und Bewohner Katars.“

 

Das Außenministerium betont, dass die Sicherheitskräfte, der Zivilschutz sowie die zuständigen Behörden umgehend mit der Bewältigung des Vorfalls begonnen und die notwendigen Maßnahmen ergriffen haben, um die Folgen einzudämmen und die Sicherheit der Anwohner und der umliegenden Gebiete zu gewährleisten.

 

 

„Destabilisierung wird nicht toleriert“

 

Gleichzeitig stellt der Staat Katar klar, „dass er dieses rücksichtslose israelische Verhalten sowie die fortlaufende Destabilisierung der regionalen Sicherheit nicht tolerieren wird – ebenso wenig wie jegliche Handlungen, die auf seine Sicherheit und Souveränität abzielen“. Die Ermittlungen liefen auf höchster Ebene, hieß es. Weitere Einzelheiten würden bekannt gegeben, sobald sie verfügbar seien.

 

 

Deutsche Botschaft: Lage kann sich schnell ändern

 

Die deutsche Botschaft in Doha empfahl den in Katar lebenden Deutschen, zu Hause zu bleiben oder sich an einen sicheren Ort zu begeben, die Meldungen in den lokalen und internationalen Medien zu verfolgen und darauf gefasst zu sein, dass sich die Lage schnell und unvorhersehbar ändern könne.

 

 

UNO-Generalsekretär: „Eindeutige Verletzung der Souveränität“

 

Auch UNO-Generalsekretär António Guterres verurteilte die israelischen Angriffe als eine „eindeutige Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität Katars“. Er sagte vor Journalisten, Katar spiele eine sehr positive Rolle bei dem Versuch, einen Waffenstillstand im Gazastreifen zu erreichen und alle von der Hamas festgehaltenen Geiseln freizulassen.

„Alle Parteien müssen darauf hinarbeiten, einen dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen – nicht, ihn zu zerstören.“

Ex-Außenministerin Annalena Baerbock, nunmehr Präsidentin der UN-Vollversammlung, mahnte Israel zu maximaler Zurückhaltung. Das israelische Vorgehen stelle eine Eskalation dar und sei "offensichtlich beunruhigend".

 

red.